Oft habe ich Menschen in der Beratung, die mit Mitleid zu kämpfen haben. Dabei gibt es einen wesentlichen Unterschied zwischen Mitleid und Mitgefühl.
Der erste Unterschied ergibt sich schon aus den Worten: Mitleid bedeutet mit-leiden. Mitgefühl bedeutet mit-fühlen. Mitgefühl ist eine Art herzliche Anteilnahme und hat mit Einfühlungsvermögen
und Verständnis auf der Basis von Ebenbürtigkeit und Wertschätzung zu tun. Mitgefühl ist die Fähikeit, sich in andere Personen hineinzuversetzten und diese zu verstehen. Gleichzeitig ist eine
objektive Sichtweise möglich. Welches bei Mitleid nicht möglich ist, weil wir eben mitleiden.
Die Folgen von starken Mitleid oder falschen Mitleid
Wenn wir Mitleid empfinden, dann fühlen wir uns unwohl und unangenehm berührt. Diesen Umstand nutzen andere dann manchaml aus. Unsere Empfänglichkeit für Mitleid, kann dazu führen, dass wir von
anderen emotional maniuliert werden. Zu starkes Mitleid kann dazu führen, dass wir nicht im Stande sind, angemessen zu helfen, da wir selbst zu stark leiden und selbst Hilfe benötigen. Ja, wir
können einem anderen sogar schaden, wenn wir ihm aus falschem Mitleid immer wieder unter die Arme greifen und er so für seine Lage keine Verantwortung übernehmen muss. Er bleibt unselbständig und
ist immer wieder auf Hilfe von außen angewiesen.
Mitgefühl und Anteilname sind besser als Mitleid
Wir Menschen haben von Natur aus die Fähigkeit, Mitgefühl zu empfinden. Wir freuen uns mit anderen Personen oder uns ging der Schmerz von anderen so sehr ans Herz, dass wir selbst Schmerz empfunden haben für den Menschen und diesem gerne helfen würden.
Häufig fällt es uns schwer, mitfühlend zu sein, weil sich das MItgefühl auf uns sehr nahestehende Personen beschränkt oder der Fokus auf uns selbst gerichtet ist. Dabei ist Mitgefühl eine Eigenschaft, die enorm wichtig für unsere gesamte Gesellschaft ist. Studien belegen, dass Menschen mit mehr Vorurteilen gegenüber anderen auch weniger Mitgefühl für andere empfinden. Mitgefühl kann man traininieren. Und das wirkt sich nicht nur positiv auf das Leben anderer aus, sondern auch auf das eigene Wohlergehen.
Wie kann man Mitgefühl trainieren?
Es gibt viele Methoden sein Mitgefühl zu stärken. Eine davon ist das Ausüben von Großzügikeit. Wenn wir großzügiger werden, sind wir weniger auf uns selbst fixiert. Großzügikeit bedeutet, anderen etwas zu geben und zu teilen, ohne Hintergedanken. Dabei ist nicht nur das Teilen materieller Dinge gemeint, sondern auch auf emotionaler Ebene. Wir können z. B. auch anderen Menschen Vertrauen, aufrichtige Anteilname oder ein Ohr zum Zuhören übermitteln. Wir können jeden Tag in kleinen Schritten anfangen etwas großzügiger zu sein. Schon in der Bibel steht: "Geben ist seeliger denn Nehmen". Freue Dich über das Glück der anderen, anstatt neidisch zu werden.
Auch, dass wir uns in andere hineinversetzten können, ändert den Blickwinkel. Wir werden nie komplett nachvollziehen können oder nachempfinden können, was andere erlebt haben, aber ein Perspektivenwechsel kann mehr Mitgefühl bewirken.
Selbstmitgefühl lernen
Um sich um andere Menschen kümmern zu können, ist es notwendig, gut für sich selbst zu sorgen und Eigenverantwortung für sich selbst zu übernehmen. Doch oft behandeln wir uns selbst schlecht, indem wir denken, nicht gut genug zu sein oder uns Fehler und Misserfolge nicht verzeihen.
Dabei gibt es 3 wesentliche Punkte:
1.) Selbstfreundlichkeit
Anstatt sich selbst zu kritisieren, sollten wir lieber mit uns selbst wie mit einem guten Freund oder Freudin sprechen. Mit Freundlichkeit, Geduld und Verständnis. Dass was wir einem guten Freund raten, selbst für uns in Anspruch nehmen.
2.) Nicht Vergleichen
Niemand ist perfekt und alle Menschen haben Schwächen, daher sollten wir aufhören, uns mit anderen zu Vergleichen! Jeder hat seine eigene Geschichte.
3.) Akzeptanz und Verständnis
Akzeptanz mit uns selbst ist sehr wichtig. Auch gerade die unangenehmen Emotionen dürfen und sollen wir anschauen, ohne sie zu bewerten. Diese Emotionen dürfen einfach sein und wir dürfen ihnen Raum geben und nicht verdrängen. Wir dürfen Verständnis haben für unsere Fehler und Schwächen.
Es geht also immer darum, zuerst selbst für sich gut zu sorgen, Eigenverantwortung zu übernehmen.
Wenn wir alle ein wenig daran arbeiten noch mitfühlender zu sein, können wir im Kleinen etwas Großes bewirken.